"Dalü (Großes Ziehen)": Eine Pushhands-Partnerübung
Hier soll es gehen um die Dalü-Partnerformen des Yang-Stil-Taijiquan. Sie machen ihrem Namen "Großes Ziehen" alle Ehre, denn diese Bewegungsmuster nutzen weit ausholende Spiralen. Man kann sie bereits nach einigen Stunden des Trainings gut zu einer "Doppel-Helix" kombinieren. Tiefergehende Potenziale stellen sich allerdings erst nach langem Üben ein, denn erst dieses "Bewegungslernen" entwickelt die nötige "Körper-Geist-Einheit" (Embodiment). Beim "Dalü" handelt sich um eine traditionell überlieferte Tuishou-Partnerübung des Yang-Stil-Taijquan, die mit mehreren Schritten ausgeführt wird. Für die Schrittfolgen gibt es mehrere Varianten, die sich auch in den Strategien und Wirkprinzipien unterscheiden. Teile der Dalü-Sequenz sind auch für Freies Pushhands geeignet. Allen Formen gemeinsam ist das Yin-Yang-Wirkprinzip. Dies bedeutet, daß bei der Anwendung mit Partner nicht Kraft gegen Kraft gesetzt wird sondern Härte mit Weichheit und Flexibilität gekontert wird. Quelle Modulhandbuch F1 Meisterklasse. Siehe auch die Verwechslungsgefahr DTB-DDQT-Mitgliedschaften: Dalü / P. Wolfrum.
Dalü-Stellung:
Meister Fu Shengyuan und Dr. Langhoff. Das nebenstehende Archiv-Bild aus dem Jahr 1994 zeigt
mich in einer Dalü-Stellung mit Großmeister Fu. Ich hatte den in Perth (Australien) lebenden
Pushhands-Experten für Seminare, Workshops und Lehrvideo-Erstellung
nach Hamburg eingeladen. Er ist der Sohn des legendären Fu Zhongwen.
Dieser war ein Yang-Chengfu-Schüler und vertrat seinen
Lehrmeister
bei Herausforderungen durch Kämpfer anderer Kungfu-Schulen.
D. Update 2020-10: Dalü - das "Große Ziehen
Die Dalü-Übungen gehören zu den Basics
der Partner-Formen des
DTB-Curriculums. Sie sind von der ZPP
als "Standardisierte Konzepte"
bundesweit als Gesundheitsförderung
anerkannt und ausgezeichnet mit dem
Vdek-Prüfsiegel "DEUTSCHER STANDARD
PRÄVENTION". Jeder kann die
Stundenverlaufspläne und
Kursleiter-Manuale frei nutzen. Ein Dalü-Online-Kurs
ist in Planung. Anders als oft
behauptet, ist die Dalü-Routine nicht
eine Übung für Fortgeschrittene. Ganz
im Gegenteil ermöglichen die
Ausweich-Schritte gerade Anfängern das
Umgehen mit der Kraft des Kontrahenten.
Die Abbildung zeigt eines der vielen
Schritt-Variationen der Abfolge.
Die Dalü-Partnerform ist also eine
sehr empfehlendwerte
Einsteiger-Übung. Gerade diejenigen, die
keine Vorerfahrung mit
Bewegungssportarten bzw. Kampfkunst haben,
sind erheblichen Stress
ausgesetzt, der durch die extreme
Nähe beim Push Hands auftritt. Durch die
Rückwärts-Schritte wird das Umgehen mit
diesem Problem erleichtert. Siehe auch:
Meisterklasse Fu Zhongwen: Schrittfolgen
des
Dalü-Tuishou (Großes Ziehen)
"Dalü" (Großes Ziehen)
Die Technik des "Dalü" gehört zum "Tuishou (Pushhands)" und ist eine leicht erlernbare Partner-Routine. Meine Auffassung von Push Hands widerspricht bekanntlich den Klischees der Pusher-Szene. Doch dies kann man nicht mit einem Kurzeintrag a la Wiki definieren. Die eng-gefaßte Esoterik-Folklore der traditionellen Taiji-Patriarchen sollte man m. E. ablehnen, da romantisch-schwärmerische Phantasien das Ausschöpfen der innewohnenden Potenziale stark behindert wenn nicht sogar verunmöglicht. Siehe meine Artikel "Die Wudang-Shaolin-Dichotomie - die politische Korrektheit der Taiji-Patriarchen". S. die Schritt-für-Schritt-Anleitungen online und Szene-Abgrenzungen: Dalü-Übung - Das Große Ziehen: P. Wolfrum, Leverkusen
Dalü Lernen: (大捋) "Das Große Ziehen" ist eine faszinierende Tuishou-Partnerübung
Die Dalü-Partner-Übung sollte man nicht isoliert von der recht komplexen Pushhands-Systematik behandeln, in die sie traditionell eingetettet ist. Ernsthaft Interessierte sollten sich auch mit Kampfkunst-Bezügen wie Fokussierung, Kerzen-Löschen und Fajin-Bündelung befassen, denn sie sind "system-immanent". Und noch übergreifender sollte man wissen: Im alten China existierte ein Dreiklang von Tai Chi Chuan, Qigong und Tui Shou. Ziel bei der Ausübung war die Entwicklung der inneren "Qi-Kraft". Bei dieser spirituell-energetischen Sehweise bestand seit jeher eine innige Verbindung von Meditation, Kampfkunst und ganzheitlicher Gesundheit. Dazu gibt es gut belegte Grundlagen-Forschung und Klinische Studien. Quelle: Modulhandbuch D1 ("Dalü-Meisterklasse") Dalü / Freies Pushhands.
Dalü / Pushhands: Synergien
Das Push-Hands-Üben und das Training der Solo-Form verbessern sich gegenseitig - solche Synergien bewirken große Fortschritte. Auch können sich weitere Synergie-Effekte ergeben durch Erfahrungen in Kampfkunst, anderen Sportarten oder Verfahren der Entspannung. Sie stärken zugleich das "Embodiment". Bei dieser "Körpersprache" geht es um das Körper-Geist-Wechselspiel. Diese traditionelle fernöstliche Thematik bildet die Klammer um Meditation, Kampfkunst und Gesundheitsbildung. Dies ist auch Teil der Push-Hands-Lehrerausbildung im DTB. Kernbereiche sind psychisch-mentale Lockerheit "Sung", Körperhaltung und innere Verfassung. (Quelle Essay "Pushhands Synergies", DTB-Modulhandbuch C3).
Lesetipp Dalü-Training für Kinder und Jugendliche in Schulen
Mit den fließenden Techniken des "Großen Ziehens" können schon Schüler/ Jugendliche ihr Sozialverhalten verbessern. Mit einem Trainingspartner können sie erfolgreiches Umgehen mit Konfliktsituationen spielerisch einüben. Mit ihren vielfältigen Techniken und Schrittfolgen bilden solche Patterns ein exzellentes Anti-Aggressionstraining. Die Drills basieren ja auf leicht verständlichen Mechanismen zur Konfliktbewältigung und zur Stärkung des Selbstbewusstsein. Das Prinzip ist neben der korrekten Körperstruktur die Entspannung: Dann kann die empfundene Krafteinwirkung nach dem Yin-Yang-Prinzip umgelenkt werden, wodurch der Kontrahent sein Gleichgewicht verliert.
Überdies stellen die spiral-förmigen Endlos-Schleifen ein exzellentes Faszien-Training dar, bei dem der Impuls des Anderen gespeichert und auf elastische Art reflektiert wird ("Katapult-Effekt"). Diese "Soft-Skill-Kompetenz" zeigt auf anschauliche Weise die Vorteile von Nachgiebigkeit und Felxibilität. Lt. klinischen Studien verbessern sich auch Motorik, Konzentrationsfähigkeit und Gelenkigkeit von Kindern und Jugendlichen, die zu wenig Bewegung haben.
Lesetipp Tuishou (Dalü-Oberbegriff):
Dr. Langhoff, Ausbilder
im Tai-Chi-Qigong-Spitzenverband DTB, erläutert seinen
"Ansatz des Richtig Lernens und Lehrens" an
einer Hürde, an der viele
Taijiquan-Qigong-Adepten scheitern: Dem "Tuishou
und dem Dalu". Jenseits des Mainstreams
eröffnet das
Langhoffsche "Outside-The-Box-Model"
entscheidende Einblicke in die zugrunde
liegende Wirkprinzipien und weist den Weg zum
Ausschöpfen höherer Potenziale, die im
beruflichen und privaten Alltag von großem Wert
sein können - gerade zu Corona-Zeiten. Der Wado-Dan-Träger verfügt über
50-jähriger Erfahrung in Innerer Kampfkunst,
Meditation und Gesundheitsförderung.
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Internet-Infos belegen die völlig andere Ausrichtung und können die Verwechslungsgefahr mit DTB-Ausbildern im Bereich Tuishou / Dalü mindern:
Das DALÜ Institut für Bewegungspädagogik, Taijiquan und Körperarbeit ist weder DTB-Mitglied noch vom DTB-Dachverband akkreditiert. Als DDQT-Schule ist DALÜ auf der DDQT-Website gelistet, u. a. mit "Power-Qi" (https://ddqt.de/ddqt-mitglieder/dalue/ ). Dr. Wolfrum ist nebenberuflich freiberuflicher Einzelunternehmer. Er trainierte ab 1991 Aikido und Taijiquan. Im Jahre 1997 schloß er die Ausbildung zum Lehrer für Taijiquan und Körperarbeit am IFBUB bei Barbara & Klaus Moegling ab.
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